Die NC'33 kommt mit einem Ford Lehmann, 4 Zylinder Diesel, 75 PS.
Wie
so oft im Yachtbereich ist das ein (nahezu) unkaputtbarer Industrie-
bzw. Profimotor, der "marinisiert" (Lehmann) wurde, um ihn im Schiff
verwenden zu können. Im wesentlichen betrifft das das Kühlsystem.
Bei
unserem Ford Diesel Motortyp handelt es sich (nein, ich bin kein
Experte) um einen Motor, der wohl ursprünglich für landwirtschaftliche
Zwecke entworfen wurde: Solide, einfach, langlebig, äußerst robust, ein
Eisenschwein ohne Beilagen und Fuchsschwanz. Kein Dieselantrieb für
schnittige Mittelklassewagen, sondern für Trekker, die man auch auf dem
Acker mit Hammer und Rohrzange zum weiterlaufen überreden kann...
Heutzutage
kostet ein neuer 75PS-Schiffsdiesel so um die 15.000 Euronen zzgl. dem
notwendigen maßgeschneiderter Einbau, der Ausrichtung der
Schraubenwelle, der Anpassung an das Kühlsystem, der Verlegung der
Anzeigegeräte usw. usf. Komplett dürfte einer neuer Diesel mit 20-25
Tausend Euro die rund die Hälfte des gesamtes Schiffswerts (Nauticat33
von 1977!) ausmacht.
Genug des Vorspiels. Der Ford-Lehmann
fing an zu qualmen, und zwar heftig und weiß. Skipper der entgegen
kommenden Schiffe hörten auf, uns lässig mit einem Tip an die Mütze zu
grüßen, sondern sprangen bei Elses Anblick auf und fingen an, hektisch
zu winken und auf die große weiße Wolke zu zeigen, die wir hinterher uns
her schleppten. Nun, wir hatten sie auch schon bemerkt. Aber trotz
Wolke sprang der Motor doch leichtfüßig an und schob die Oma gleichmütig
durch den Greifswalder Bodden...?
Bekanntermaßen ist
"weißer Qualm" ein Hinweis entweder auf verdampftes Wasser, das nun in
der kühlen Luft kondensiert, oder auf verdampften, unverbrannten Diesel.
Unvollständig verbrannter Diesel (Sauerstoffmangel) würde schwarz
qualmen. Ferner zeigte sich im Kühlwasser, durch das ja üblicherweise
die Abgase geleitet werden, ein einer "Öl"film auf dem Wasser.
Also.
Der Experte musste kommen. Ein Blick in den Motor ließ ihn die Hände
hoch reißen: Oh Gott: Öl dünnflüssig wie Wasser, hässliche Ablagerungen
allerorten!
In der Runde, die sich um die Motorraumklappe gesammelt hat, macht sich Trübsinn breit. Dunkelheit. Frust.
Der Motor gibt "wenig Hoffnung", so der Experte. Er macht ein Arzt-Gesicht.
Wechselseitiges Seufzen.
Und: Schmerzhaftes Aufstöhnen der Eigner bei Studium einschlägiger Preislisten. Kann ein 75-PS-Motor 25.000 Euronen kosten? Er kann.
Betretende Blicke. Kaum vorholendes Mitleid.
Der Experte schaut zur Decke... Wie kriegen wir den
neuen Motor durch die Dachluke?
Dann plötzlich reißt der Himmel auf. Die Sonne!
Der Experte zeigt auf die Metallmasse, von der noch Dieselschaum tropft: "Da! Der dritte Stößel von links liegt neben der Spur!!"

Nun erweist sich der Experte als wahrlich würdig. Das Herz von "Oma Else", der
Ford-Lehmann erhält eine zweite Chance. Es wird gereinigt, erhält einen
Ölwechsel und der Stößel kommt wieder an die richtige Stelle. Die
Kipphebelwelle war wohl etwas verrutscht. Dadurch lieft Zylinder lief
nicht korrekt mit. Der unverbrannte Diesel sammelte sich im Öl, ließ es
wie Wasser werden, Diesel geriet auch über die Abluft ins Kühlwasser und
wurde unverbrannt, aber kondensiert ausgestoßen bzw. hinterließ eine
Dieselspur hinter der Else.
Ende gut, alles gut: Nun schnurrt der
Motor wieder wie ein Kätzchen (bei mäßigen Drehzahlen), bläst klitzekleine lustige, gar nicht weiße Wölkchen in den
blauen Himmel - und lässt die Eigner im siebten Himmel schweben. 500 statt
25.000 Euro. Das Leben an der See kann so schön sein.
Diesmal haben wir "uns" den Absacker aber wirklich verdient!